Die Vinyl-Schallplatte: Und sie dreht sich noch immer

Die LP ist noch lange nicht tot, nicht nur wegen der DJ’s. Sie erlebte speziell im High-End eine Auferstehung. Schallplatten-Liebhaber attestieren der Vinyl-LP einen wärmeren und natürlicheren Klang als der CD. Der Frequenzgang der Schallplatte ist nicht von 20 bis 20’000 Hertz beschränkt, wie dies bei der CD der Fall ist, weswegen der Klang trotz prinzipbedingten Rillenlaufgeräuschen und knistern als natürlicher empfunden wird. Der Frequenzgang ist jedoch auch immer abhängig davon, ob die Platte entsprechend aufgenommen wurde. Der massgebliche Faktor, weswegen der Klang der LP gegenüber der CD oder generell digitalen Medien bevorzugt wird, liegt zum grossen Teil sicherlich in der Tatsache, dass beim Plattenspieler im Gegensatz zu Digitalformaten das Signal nicht zuerst noch von Digital in Analog gewandelt werden muss. Die durch ihre Grösse wesentlich besser zur Geltung kommenden Cover, deren Ästethik sowie der Seltenheitswert sind weitere Gründe des Wiederauflebens der Schallplatte.

Speziell im High End Bereich wird bei den Laufwerken teils enormer Aufwand betrieben, um die Klangmöglichkeiten der Schallplatte auch wirklich zur Geltung zu bringen. Prinzipbedingt ist die analoge Musikwiedergabe sehr anfällig auf Resonanzen, was sich direkt im Klang niederschlägt, weswegen die aufwendigen und teuren Laufwerkskonstruktionen auf jeden Fall ihre Berechtigung haben. Welche Konstruktion für sich den besten Klang erzeugt und wieviel das dem Musikliebhaber wert ist, muss aber letztlich jeder für sich selbst entscheiden.

Ich finde die CD und aktuelle Digitalformate nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Aufgrund meines Alters bin ich anfangs mit Kassetten, dann ab der ersten oder zweiten Primarklasse mit CD’s aufgewachsen. Schallplatten kannte ich nur von meinen Eltern.

Trotzdem bin ich im Verlauf meiner Leidenschaft für High End HiFi auch in die analoge Musikwiedergabe eingestiegen. Seit ich mich mit High End HiFi beschäftige, war mir schnell mal klar, dass man für wirklich traumhafte Musikwiedergabe letztlich an den Schallplatten nicht vorbei kommt. Ganz klar, es gibt auch traumhafte CD- und Digital-Player, die herrlich warm und analog klingen. Für das letzte Quäntchen an anlogem  und authentischem Klang kommt man aber meines Erachtens an einem guten Plattenspieler nicht vorbei. Wobei es doch ganz wenige Ausnahmen gibt, die einen mit einer irrwitzig aufwendigen Signalverarbeitung eines Besseren belehren.

In meiner Anlage spielt ein Plattenspieler einer kleinen italienischen Manufaktur, ausgestattet mit einem Tonarm eines traditionsreichen englischen Herstellers und einem Tonabnehmer japanischer Provenienz. Angeschlossen ist das Laufwerk über die integrierte Phono-Vorstufe eines Röhren-Vorverstärkers aus Österreich. Ich habe mich für dieses Laufwerk entschieden, da mir sein Konzept mit der resonanzarmen Laufwerks- und Tonarmbasis in verwindungssteifem Flugzeug-Aluminium und der Schwebelagerung auf Magneten als ziemlich einmalig erschien. Er reduziert Rillenlaufgeräusche erheblich und die besonders reibungsarme Lagerkonstruktion macht sich schon ohne Musik bemerkbar. Dieser Plattenspieler schafft es, die Musik vor einem absolut nachtschwarzem Hintergrund zu präsentieren. Jedes Instrument und auch die Stimmen werden in natürlichster und detailreichster Weise in den Raum gestellt, als ob dies nur so eine Selbstverständlichkeit wäre. Egal was man für Musik auflegt, es scheint ihm absolut nichts auszumachen. Es ist Musik im wahrsten Sinne des Wortes.